Schulpflicht/Schulzwang in Deutschland 95 Thesen gegen Schule

Thesenanschlag 2017 „95 Thesen gegen Schule“ von René Böttcher

Vor 500 Jahren, im Oktober 1517, verfasste Martin Luther 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Thesen, die sich gegen die gängige Praxis wanden, Menschen gegen Geld ihre Sünden zu vergeben. Eine Vorgehensweise, die zu Luthers Zeiten zunehmend umstritten aber gesellschaftlich anerkannt war.

Die Furcht vor einem strafenden Gott und dem Höllenfeuer ließen den Ablasshandel und damit die Geschäfte der Kirche blühen. Luther übergab die Liste der Thesen seinen Vorgesetzten mit der Bitte, die Fehler abzustellen. Luther wollte die Thesen als Einladung zum Gespräch verstanden wissen.

Doch die Thesen fanden den Weg in die Öffentlichkeit und der Buchdruck tat das Seinige zur massenhaften Verbreitung. Auf diese Weise gelangten wahrscheinlich die Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg. Nichts stehe zwischen Gott und dem Menschen – vor allem kein Papst, so Luther.

Nichts stehe zwischen dem Menschen und seinem Weg sich zu bilden – vor allem keine Schule, so die „95 Thesen gegen Schule“. Sie wurden aus Liebe zum Mitmenschen, aus Verantwortung gegenüber unserem Grundgesetz und aus Mitgefühl für Jede und Jeden, der gegen seinen Willen die Schulbank „drücken“ muss, geschrieben. Aus einer plötzlichen Idee, die der Ohnmacht und einem gleichzeitigen Gestaltungswillen geschuldet war, entstanden die Thesen samt Begründungen und Internetseite. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass sich Schulbiografien, wie meine nicht mehr wiederholen können, weil junge Menschen „Nein!“ sagen dürfen.

Doch zu unserem Selbstverständnis eines gelingenden Lebens gehört Schule. Sie scheint unverzichtbar, ja geradezu unbedingt notwendig und eine Voraussetzung für ein gelingendes Leben. Glaubenssätze betonieren diese scheinbare Wahrheit: „Ohne Schule keine Bildung, ohne Schule keine Sozialisation, ohne Schule keine Zukunft.“

Die Beschulungsideologie ist die mittelalterliche Weltscheibe, wer über den Rand hinaus tritt und nicht beschult wird, fällt runter. Wie der Ablasshandel einst ist Schule umstritten und gewollt zugleich. Die Erwachsenenwelt hat bewiesen, dass sie nicht im Stande und nicht gewillt ist, Schule menschenwürdig zu gestalten und dem Menschen das Recht auf freie Bildung zu gewährleisten. Nur mutige junge Menschen werden Schule verändern können und Landschaften der freien Bildung ermöglichen.

Hier zu lesen – die 95 Thesen:

René Böttcher im Oktober 2017

Kita- und Schulfrei leben in Deutschland